Ein Vierteljahrhundert Heimatmuseum Heuchelheim-Kinzenbach
Am 9. April 1989 wurde es eröffnet
Sie wohnen in ganz Deutschland, den USA, Norwegen oder Polen. Die Einträge im Gästebuch, das am Eingang ausliegt verraten es. Die Besucher, die das Heimatmuseum in den vergangenen 25 Jahren besucht haben, kamen aus aller Herren Länder. Doch es war ein weiter Weg bis sich die Menschen im „Tante-Emma-Laden" Kindheitserinnerungen hingeben oder am Webstuhl erleben können, wie Leinen zu Tuch verarbeitet wird. Natürlich gibt es unter dem Dach des ehemaligen Kinzenbacher Bahnhofs noch viel mehr Historisches „vom Bauerndorf zum Industriestandort" zu entdecken.
„Ein Heimatmuseum in Heuchelheim – das wär´s". Was als Idee Mitte der 1970er Jahre entstand brauchte aber noch viele Jahre, um Wirklichkeit zu werden. Das Interesse der Heuchelheimer, einen Ort zu haben, an dem die eigene Geschichte zu sehen ist, war da. Das zeigte sich auch nach dem Aufruf im Gemeindeblättchen im November 1976 – doch wo sollte das Museum hin? Adolf Eiff, ein damaliges Kulturring-Vorstandsmitglied, gründete zunächst mit einigen Mitstreitern den Arbeitskreis Heimatmuseum. Zahlreiche Heuchelheimer steuerten austellungswürdige Haushaltsgeräte sowie bäuerliche Gebrauchsgegenstände bei. Doch weil es noch kein offizielles Museum gab, wurden die Gegenstände kurzerhand im Keller der Sporthalle eingelagert. Dort waren sie vor der Witterung geschützt und konnten, wenn nötig aufgearbeitet und restauriert werden. Parallel liefen die Über-legungen, wo genau die alten Exponate einmal einen festen Platz bekommen sollten. Verschiedene Objekte im Dorf waren im Gespräch, doch alle Ideen zerschlugen sich aus den unterschiedlichsten Gründen. Am Ende schien der ehemalige Kinzenbacher Bahnhof ideal, um darin ein Heimatmuseum unterzubringen. Denn das historische Gebäude stand leer, seitdem der Zugverkehr eingestellt worden war. Um es vor dem Verfall zu bewahren, kam die Idee mit dem Museum gerade recht. Hier gilt der Dank den Verantwortlichen der Gemeinde Heuchelheim mit dem damaligen Bürgermeister Willi Marx, die das Gebäude für den Zweck eines Heimatmuseums zur Verfügung gestellt haben. So konnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Außerdem schien die Lage des ehemaligen Bahnhofs ideal, da sie die beiden Ortsteile Heuchelheim und Kinzenbach miteinander verband. Ab 1987 wurde das Gebäude von der Gemeinde Heuchelheim aufwändig restauriert. Bereits ein Jahr später - im Dezember 1988 - übergab die Kommune die ersten drei Räume im Erdgeschoss an den Arbeitskreis. Mit der Renovierung des Güterschuppens hatten inzwischen einige tatkräftige Mitglieder angefangen. Viele Stunden ehrenamtliche Arbeit steckten die fleißigen Helfer in den Ausbau der Räume. Am 9. April 1989 wurden die ersten eingerichteten Zimmer der Öffentlichkeit vorgestellt. Von den Mitgliedern des Arbeitskreises wurden nach und nach die anderen Räume des Bahnhofs renoviert und mit Gegenständen bestückt. Die letzten Zimmer konnten im Mai 2009 der Öffentlichkeit präsentiert werden. Zusätzlich gibt es einen Außenbereich für größere landwirtschaftliche Geräte.
Das Heuchelheimer Heimatmuseum ist mittlerweile eine richtige Perle in der Region. Denn auf den fast 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden Exponate aus verschiedenen Zeitepochen gezeigt und schaffen den Besuchern so ein Bild vom Leben unserer Vorfahren. Darunter sind Gegenstände aus dem täglichen Leben, wie Trachten, Wäsche, Geschirr und natürlich viele landwirtschaftliche Geräte. Ebenso ein Bauernbett und ein funktionierender Webstuhl von 1845 mit sämtlichen Gerätschaften, die zur Leinenherstellung benötigt wurden. Traditionsreiche, alte Handwerksberufe werden in der Ausstellung dargestellt und so den Nachfahren erhalten. Die Werkzeuge und Utensilien von Schneider, Schuhmacher, Hutmacher, Friseur, Wagner, Küfer, Drucker, Zigarrenhersteller, Schreiner, Maler und Sattler sind ausgestellt - wie auch bereits gänzlich ausgestorbene Berufe.
Der Hang zur Nostalgie setzt sich beim liebevoll eingerichteten „Tante-Emma-Laden" fort, der aus den 50er Jahren stammt. Noch heute kann der Besucher hier eine Tüte voll „Zockerstoa" wie früher kaufen. Seine wunderbare Ausstattung spricht für sich und versetzt uns in eine vergangene Zeit. Ebenso typisch ist auch das Wohnzimmer aus den 50er Jahren mit seiner Einrichtung. Ein Spielzeugzimmer und ein historisches Schulzimmer aus den 30er Jahren ergänzen diese umfangreiche Ausstellung. Zwei historische Schienenbusse direkt neben dem Gebäude erinnern an die Bedeutung des ehemaligen Bahnhofs in Kinzenbach und können natürlich auch besichtigt werden.
Eine große Sammlung hessischer Mundart ist vorhanden, die von Interessierten eingesehen werden kann. Das Heimatmuseum Heuchelheim verfügt zudem über viele historische Fotos beider Ortsteile. Straßen, Plätze, das Vereinsgeschehen, vor allem aber die Darstellung von Personen und Gruppen runden diese Ausstellung im Heimatmuseum ab. Übrigens, dass das Konzept viele Menschen anspricht merkt man auch an der Zahl derer, die sich im ehemaligen Warteraum trauen lassen. Seit einigen Jahren können hier Brautpaare den Bund fürs Leben schließen.
Regelmäßig beteiligt sich der Arbeitskreis Heimatmuseum auch am internationalen Museumstag sowie am Tag des offenen Denkmals. Viele Besucher aus ganz Deutschland, den USA, Norwegen oder Polen haben so die heimische Geschichte auf eine ganz besondere Weise kennengelernt.
Geöffnet ist das Heimatmuseum Heuchelheim-Kinzenbach immer mittwochs von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 12 Uhr sowie für Gruppen nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei.